Der Kampf um die Insel geht weiter. Die besten DSDS-Kandidaten dürfen auf die Malediven, der Kampf wurde letzten Samstag eröffnet. Aber auch in der 2. Castingshow musste erst mal wieder die Spreu vom Weizen getrennt werden.

Das Konzept ist so wie immer: beide, die Guten und die Schlechten, kommen zusammen kommt ins Körbchen, dann wird kräftig gemischt. Der Zuhörer würde manchmal gerne fluchtartig den Raum verlassen, bleibt dann aber doch, immer noch auf ein junges Talent hoffend, für das es sich lohnen würde, zu bleiben. Denn: vielleicht kommt ja doch noch jemand, der wirklich singen kann, man weiß ja nie … So hält man durch bis zum Ende und normalerweise ist dann auch der eine oder andere dabei, der es in den Recall schafft.
Da ist zum Beispiel der sichtlich introvertierte 16jährige Sascha Dentz. Der hat sich sogar mit von Papa bezahlten Gesangstunden auf die Sendung vorbereitet, konnte aber mit Twist and Shout von den Beatles absolut nicht punkten. Er durfte noch einen zweiten Song vortragen, aber das Urteil der Jury war vernichtend. Dieter Bohlen:
Probiers für dich selber. Du bist jung. Vielleicht wirdst du ein bisschen besser. Aber ich glaub’s nicht.
Bohlen bemerkte zudem, dass sich der Junge auf der Bühne nicht wohlfühlt, womit ihm die Grundvoraussetzung für eine Karriere als Sänger fehlen würde. Die Basic sozusagen.

Der singende Straßenkehrer Mike Müller (24) überraschte die Jury. Der sympathische und bodenständige junge Mann hatte sich vom Vater eines Arbeitskollegen überreden lassen, sich zum Casting anzumelden. Mit Herzrasen trat er vor die Jury und punktete mit „All I have to give“ von den Backstreet Boys.
„Find ich gut.“ War das Urteil von Dieter Bohlen. Und Fernanda Brandao fand ihn sogar süß.
Die 16jährige Tatjana Peters glaubte in ihrer jugendlichen Selbstüberschätzung, bei der Jury gut anzukommen, zumal sie die Lieder sowieso auf ihre eigene Art sänge. Aber die Begeisterung, die sie durch ihren Gesang einmal bei einer Hochzeitsgesellschaft ausgelöst hatte, fand bei der Jury nicht statt. Es hat einfach nicht gereicht. Dem Zuhörer schon, er war froh, als es vorüber war.
Anton Zeller, der 18jährige Gymnasiast aus Landshut, hatte früher schon mal in einer Band gespielt und brachte gleich die Gitarre mit. Bevor er aber mit Singen loslegen dürfte, musste er seine Muckis zeigen und – huckepack mit Fernanda Brandao – zehn Liegestütze machen. Er war eines der Highlights der Sendung mit One Way von Oasis. Der gelbe Zettel, die Einladung zum Recall, war ihm schon nach einigen Takten sicher. Das Gesamtpaket stimmte nach Meinung der Jury auch.
Heiko Faller (16) hofft, wenigstens unter die besten 35 (aus ursprünglich 35.000 Bewerbern) zu kommen und – wer weiß – vielleicht hat er Chancen. Er überraschte bei Baby von Justin Bieber mit einer jugendlichen, fast weiblichen Stimme, bei der die Jury sichtlich dahinschmolz. O-Ton Bohlen :
„Du hast ‚ne geile Stimme. Die kleinen Mädels werden auf den Tischen tanzen!“
Auch Fernanda Brandao war hin und weg: „Die Mädchenherzen werden dir zufliegen.“

Aufgeschlossen, positiv eingestellt, selbstbewust, hilfsbereit, organisiert und sportlich – so stellte sich der nächste Kandidat, der Bürokaufmann Dirk Scheller (20), in völliger Selbstüberschätzung vor, denn es war schwer, einige dieser Eigenschaften bei dem schüchtern wirkenden jungen Mann wahrzunehmen. „Durch den Monsun“ von Tokyo Hotel, von ihm vorgetragen, fiel komplett durch und die Jury schien sichtlich genervt.
Auch den letzten Kandidaten, Cosimo Citiolo (28) den selbsternannten Checker vom Neckar, hätte es nicht gebraucht. Er strebt gleich eine internationale Karriere an, strotzend vor Selbstbewusstsein. Der Freund und Friseur von Bushido, der sich seit Jahren bei DSDS bewirbt und bereits immer in der ersten Runde durchfällt, brachte auch seine eigene Boygroup mit, die Stuttgart Most Wanted. Seinen Musikstil nannte er Gute-Laune-Musik. Heraus kam leider nur heiße Luft. Komm schon Baby zieh dich aus rappte(?) er mehr schlecht als recht.
Das Finale hätte aufregender kaum sein können. Wer weiß, ob nicht alles ganz anders gekommen wäre, hätte

Fernanda Brandao nicht diesen Satz gesagt:
„Mehr muss ich von dir nicht sehen. Für mich bist du eine Mischung aus Menderes und Wendler.“
Da musste der Möchtegern-Rapper schlucken, man sah es ihm an. Und die Retourkutsche kam stante pede. Meinte er doch, die Jurorin beleidigen zu müssen. Bushide, sein Freund, habe ihm gesagt, Fernanda sei schlecht im Bett. Woher Bushido das wusste, wo er doch laut Fernanda nie mit ihr zusammen war bleibt ein Rätsel, und warum schneidet man solche Kandidatensprüche nicht einfach weg? Wen interessiert das überhaupt?
Fernanda jedenfalls verlor die Fassung nicht. Dass sie, ob dieser dreisten Behauptung einen roten Kopf bekam, konnte sie nicht verhindern. Das machen die Nerven mit uns, die, die wir nicht steuern können. Sie meisterte den Affront mit Bravour und fand auch noch gute Worte für Bushido.
„Zu Bushido kann ich nichts Schlechtes sagen. Er war immer nett zu mir.“ Er habe ihr sogar einmal die Koffer getragen.
Bohlen drehte dem Kandidaten nur noch den Rücken zu:
„Von mir kriegst du gar nichts. Mit Geisteskranken unterhalte ich mich nicht.“
Der Autor dieses Artikels fragt vorsichtig an, warum denn gerade so viele junge Menschen, die so gar nicht singen können, den Traum haben, Musik zu machen. Wo bleibt eigentlich die gesunde Selbsteinschätzung? Und warum sendet man solche Beleidigungen wie die gegen Fernanda Brandao und schneidet so etwas nicht einfach weg?