Ab dem 6. Januar ist es endlich wiede so weit. „Deutschland such den Superstar“ wird wieder ausgestrahlt. Wir habenj Volker Neumüller, einer der drei Juroren beneb Dieter Bohlen und Nina Eichinger, zur neuen Staffel interviewt.

Du bist zum zweiten Mal wieder dabei als Juror, freust dich auf die neue Staffel? Volker Neumüller: Die Staffel als solches macht mir super Spaß. Die Arbeit ist ja auch nicht so weit entfernt von meinem Beruf. Das einzige, was für mich tatsächlich immer noch ungewöhnlich ist, ist es vor der Kamera zu stehen verbunden mit der Aufmerksamkeit, die man genießt. Das ist für mich auf jeden Fall etwas, womit ich erst klar kommen musste, woran ich mich gewöhnen musste.
Ihr habt ja jetzt schon einige Kandidaten gesehen. Kannst du einen Unterschied feststellen zur letzten Staffel?
Also das Résumé ist bei jeder Staffel letztendlich dasselbe und zwar, dass es wirklich immer ganz unterschiedlich ist. Jede Staffel hat ihre ganz eigene Qualität, die man nicht vergleichen kann.
Und wer ist diesmal besser, die Frau oder die Männer?
Ich würde sagen, dass dieses Jahr die Männer auf jeden Fall etwas stärker sind als die Frauen. Die Frauen sind aber disziplinierter. Die haben mehr Kampfgeist, aber stimmlich gesehen, würde ich momentan sagen, haben wir ein paar Männer mehr auf der Haben Seite.
Das heißt, du würdest prognostizieren, dass ein Mann Superstar wird?
Dieses Jahr würde ich mich dazu hinreißen lassen, zu sagen, es gewinnt ein Mann – im Gegensatz zum letzten Jahr, wo ich mir eine Frau gewünscht habe und auch dachte, es wird eine.
Du bist ja auch der künftige Manager der Superstars. Was wünscht du dir so als Typen, als Superstar. Was muss der für dich haben?
Das Beste, was mir passieren kann – außer natürlich einer guten Stimme, die Grundvoraussetzung ist – ist, dass es kein Langweiler oder keine Langweilerin wird. Also jemand, der viele Facetten hat; der viel zu bieten hat; der gerne über sich und die Welt erzählt; der einen gewissen Grad an Exhibitionismus besitzt und nicht im Schneckenhäuschen eingekehrt darauf wartet, dass er mit seiner Persönlichkeit ‚on top’ nach DSDS entdeckt wird.
Gibt es während der Staffel ein Lied, das besonders häufig gesungen wurde, das du jetzt nicht mehr hören kannst? Was waren so die Favoriten bisher?
VN: Nach wie vor ist es Duffy „Warwick Avenue“. Das kann ich echt nicht mehr hören, nicht mal mehr im Radio. Und neu dazugekommen ist „Hallelujah“.
Castingstars in Deutschland haftet ja immer so ein bisschen was künstliches an, man wirft ihnen mangelnde „Credibility“ vor, ihnen werden Steine in den weg gelegt. Auf der anderen Seite heißt es dann, man hört gar nichts mehr von ihnen, aus denen wird nichts.
Na, das muss ich im Prinzip in drei Sätzen beantworten oder in drei Teilen beantworten. Also Punkt eins ist, Castingstars überleben sehr wohl und das auch sehr erfolgreich, speziell aus DSDS, also mehr aus DSDS, als aus jeder anderen Castingshow. Da haben wir als Beispiel aus den ganz, ganz ersten Tagen den Alexander Klaws, der ganz viele Platten verkauft hat, danach mit Roman Polanski, der wirklich eine Weltstargröße ist, ein Musical gemacht hat und inzwischen sehr erfolgreicher Schauspieler ist, leider beim Konkurrenzsender Sat.1 mit „Anna und die Liebe“. Also der kann nicht nur davon leben, sondern dem geht es auch gut dabei. Oder unser verrückter Mark Medlock, der inzwischen über zwei Millionen Platten verkauft hat, jedes Jahr eine Tour macht, gerade wieder vor einer Woche mit seinem dritten Studioalbum Gold gemacht hat, also Erfolge in Reihe feiert und dementsprechend zeigt, dass Castingshows auch langfristige Künstler produzieren können.
Dieses Stigma, was den Castingshowteilnehmern und vor allen Dingen speziell auch den Gewinnern anhaftet, dass sie gemieden werden, das ist tatsächlich vorhanden und legt denen natürlich auch ein paar Steine in den Weg. Aber viele verstehen nicht, dass eine Castingshow nichts anderes ist als eine moderne Talentprobe, das, was früher der Starclub in Hamburg gewesen ist, durch den viele Bands gehen mussten, um überhaupt Gehör bei Plattenfirmen zu bekommen und von dort aus ihre Karriere in die Welt gestartet haben. Da war das ein gelernter Mechanismus, den haben wir heutzutage nicht mehr, weil sich die Clublandschaft halt verändert hat und dementsprechend diese Bühnen nicht mehr zur Verfügung stehen. Und da sind, glaube ich, Talente, die gut singen können, sehr, sehr dankbar, wenn sie dann solche Shows haben, wo sie sich auf eine Bühne stellen können, einem breiten Publikum präsentieren können, um sich dadurch einfach auch entdecken zu lassen.

Manchen ist das wohl zu einfach, wenn man in einer Castingshow gewinnt, sondern vor dem Erfolg muss der Schweiß stehen, man muss sich erst durch tausende von Clubs singen, bevor man Erfolg haben darf.
Das Publikum begreift oft gar nicht, dass das, was die Castingteilnehmer bei DSDS leisten, mancher Künstler in zehn Jahren nicht leisten muss. Welcher Künstler, selbst, der Millionen Platten verkauft, muss elf Mal in einer Show Samstagabend vor mehreren Millionen Leuten live,nicht halb Playback, nicht Vollplayback, sondern live mit Liveband, mit gesetzten Mottos bestehen. Und das auch noch vor einer Jury, die anfängt, ihn quasi wie eine Makrele auseinander zu nehmen. Also das möchte ich mal mit Naidoo sehen, das möchte ich mal mit Sascha sehen oder mit anderen lokalen Künstlern, ob die in der Lage wären das durchzuhalten. Also mehr Schweiß, Blut und Tränen und kleine Nervenzusammenbrüche kann es eigentlich gar nicht geben.
In Amerika ist das anders, da haben Castingstars einen anderen Ruf und viele Stars sind so entdeckt worden von Kelly Clarkson, Jennifer Hudson Justin Timberlake etc.
Das ist in Amerika anders, aber auch in vielen anderen Ländern anders. Wir sind ja das Land der Denker und Dichter, da wird immer die Bibel sehr hoch gehangen und das ist natürlich totaler Quatsch. Amerika zum Beispiel, aber ich glaube auch England oder Skandinavien, sind Länder, die mit dem Entertainmentfaktor von ganz frühen Tagen an natürlich gewachsen sind. Und zwar mit lebenden Künstlern, nicht mit toten Dichtern wie Goethe oder Schiller und dementsprechend haben die ein anderes Verständnis für Unterhaltung und für den Weg, den Unterhaltung geht. Dementsprechend werden dort auch Künstler oder Teilnehmer von Castingshows generell belohnt dafür, dass sie sich dieser Herausforderung gestellt haben und dann ihr Ziel erreicht haben und bekommen dann auch ordentlich Rückenwind. Im Gegensatz zu Deutschland!
Wir haben ja dieses Jahr wieder einen Bewerberrekord von fast 35000 Kandidaten. Wie erklärst du dir das, dass es immer mehr werden?
Na, das ist quasi die Gegenrechenprobe von dem, was ich vorhin gesagt habe. Es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten für junge Talente, sich Plattenfirmen und oder Publikum zu stellen. Und die nehmen das dankbar an. Das ist ein gelernter Mechanismus für die. Das ist auch die neue Generation, für die das auch eine Selbstverständlichkeit ist, dass es so etwas gibt. Das finde ich auch sehr gut und begrüße ich, speziell in meiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit. Dementsprechend wird die Bewerberzahl sukzessiv immer steigen, solange man natürlich auch Talente dabei hat. Wenn man keine Talente hat, wird es natürlich nach hinten losgehen. Aber so lange man Menschen hat, die singen wollen und singen können und das überprüft wissen wollen, wird diese Zahl, glaube ich, sich sehr konstant halten oder steigern.
Steht die Zahl der Bewerber in Relation zur Qualität der Kandidaten? Gibt es denn auch mehr bessere Sänger?
Nein, das kann es ja nicht. Die Geschichte, die wir hier produzieren, heißt ja „Deutschland sucht den Superstar“. Oder weltweit heißt sie „Idols“ – Idole. Dementsprechend kann es natürlich nicht von 35000 Bewerbern 17500 Idole bzw, Superstars geben. Das würde ja auch die ganze Geschichte ad absurdum führen. Es ist meistens so, dass es mehrere gibt, die das Gen in sich tragen, aber immer nur einen, der es tatsächlich auf Knopfdruck abrufen kann. Und das ist auch der, den wir letztendlich wählen.
Aber auch da ist ganz klar, wir suchen keinen Studiosänger. Es gibt ganz viele, die gut singen, bei denen das Publikum aber teilweise irritiert ist, dass wir ihn nicht weiterlassen, weil er im Gesamtpaket nicht funktioniert. Ich kenne auch in meinem sonstigen Berufsumfeld ganz viele Künstler, die super Studiosänger sind, aber die man nicht auf eine Bühne stellen kann, weil sie da einfach nicht glänzen, weil sie sich da nicht wohl fühlen und daher auch kein Publikum begeistern können. Und das gleiche findet auch bei DSDS Anwendung. Es muss eine Mischung sein aus einer guten Stimme mit einer tollen Stimmfarbe, aber auch der Rampensau. Wenn die Rampensau nicht drin steckt, dann habe ich das Problem, dass ich nachher jemanden managen muss, über den ich nix erzählen kann, mit dem ich nicht weiter arbeiten kann und den ich auch nicht weiterentwickeln kann.
Diese Staffel geht es zum Recall in die Karibik. Was müssen die Kandidaten dort machen?
In der Karibik wird es diesmal primär um drei Attribute gehen: Ausstrahlung, Performance und Gesang. Das wird natürlich schon eine Sonderbelastung sein, denn die Karibik ist schon ein sehr attraktives Ziel, dass natürlich auch ablenken kann – im positiven wie im negativen Sinn. Viele Kandidaten waren noch nie soweit weg von zuhause, dazu kommen die klimatische Veränderung, der Zeitunterschied – da wird sich zeigen, ob die Kandidaten Disziplin haben und damit zurecht kommen. D.H. die Kandidaten werden – ohne Gnade sage ich mal – vor der Jury singen mit viel veränderten Parametern. Und da sehen wir gleich mal, wie flexibel die sind. Ich sage immer „fast and flexible“ das ist die magische Formel.
Welche Phase gefällt dir am besten? Die Castingphase oder eher die Live-Shows?
Am liebsten mag ich eigentlich die Castingphase, weil man da wirklich sieht, was Deutschland zu bieten hat. Das ist für mich natürlich im doppelten Sinne interessant, weil ich auf der einen Seite für DSDS caste, aber auf der anderen Seite auch sehe, was mich in den nächsten Jahren so erwartet in meiner Tätigkeit als Plattenfirma, Verlag und Manager.
Die Mottoshows sind atmosphärisch ganz klasse und da trennt sich dann die Spreu vom Weizen und da wird man am meisten überrascht, wer sich entwickelt oder wer zusammenbricht. Und das ist ja auch der Grund, warum ich es grundsätzlich vor den Mottoshows ablehne, Kandidaten als Favoriten zu nennen. Wenn Deutschland wüsste, wie viel Kandidaten ich insgeheim gedanklich schon verloren habe, dann könnte es sein, dass mir mein Know-How aberkannt wird.
Das heißt, dein Geschmack und der Geschmack des Publikums liegen nicht immer so konform?
Doch, letztendlich, wenn es zur Top Five kommt, schon, aber der Weg zur Top Five ist teilweise von so viel Veränderung geprägt, d.h. welcher Kandidat leistet tatsächlich das, was ich in ihm gesehen habe? Wer hält der Belastung stand, wer hat die Ausstrahlung, wer kann in dem richtigen Moment seine Leistung abrufen? usw.
Manche sind halt super Sänger, aber es ist entweder noch zu früh für sie oder sie sind nicht für die Bühne geboren. Michael Jackson war ein super Sänger, aber der war auch für die Bühne geboren. Der hat sich auf die Bühne gestellt und der hätte ein Telefonbuch vorlesen können und die Nation hätte applaudiert. Das ist natürlich die Wunschlösung, die wir haben.
Meinst du, dass es solche Mega-Stars wie Michael Jackson in der heutigen Zeit noch geben wird oder sterben die so allmählich aus?
Die Talente à la Michael Jackson wird es immer wieder geben. Da bin ich felsenfest von überzeugt und das wäre auch schlimm, wenn ich das nicht wäre. Ob wir in der Lage sind, die zu finden in der heutigen Zeit, das ist eine gute Frage. Und das ist auch tatsächlich etwas, was sehr schwierig geworden ist und wo ich auch den Castingshows eher dankbar bin, dass wir die haben, weil das ist die letzte Chance, überhaupt noch eine Lupe anzusetzen und zu gucken, wer kann vielleicht was besonderes sein. Mark Medlock wäre definitiv nicht entdeckt worden, hätte es DSDS nicht gegeben. Und der hat es – mit mittlerweile über zwei Millionen verkauften CD’s – objektiv wohl verdient, einen Plattenvertrag zu bekommen. Den hätte keine Plattenfirma gefunden und vor allen Dingen, ganz wichtig: Mark hätte auch die Plattenfirma nicht gefunden.