Menowin Fröhlich – das Märchen von den Stolpersteinen

Menowin Fröhlich – das Märchen von den Stolpersteinen

Es war einmal ein junger Mann, dem man nachsagte, er habe eine außergewöhnliche Stimme. Im Jahr 2005 sang er sich dann auch bei einer Castingshow, bei der der beste Sänger gesucht wurde, in die Herzen der Zuschauer und der Jury.

Mehrzad Marashi (li.) und Menowin Fröhlich (c) RTL / Stefan Gregorowius

Aber leider hatte er vergessen, dass er Straftaten begangen hatte und  ihn im Fernsehen jetzt alle sehen konnten. Und so kam es, wie es kommen musste: der junge Mann musste die Castingshow abbrechen und wurde zu 2 1/2 Jahren Jugendarrest verurteilt.

Doch er hatte Glück: Nach einiger Zeit musste er nur noch zum Schlafen in die JVA. Bald war ihm das jedoch zu wenig und er wollte gar nicht mehr freiwillig in das ungeliebte Gefängnis zurück zu gehen. Und so geschah es. Erst drei Jahre später – er hatte inzwischen zwei Kinder und eine schwangere Freundin – fand er zurück, nachdem er bemerkt hatte, dass ihm das auf der Flucht sein keinen großen Spaß bereitete.

Im Jahr 2009 bekam der junge Mann dann noch einmal eine Chance. Er wurde vorzeitig aus der Haft entlassen und durfte sich jetzt draußen in Freiheit bewähren. Und wieder sang er sich in die Herzen der Zuschauer und der Jury.

Monatelang war er die Nummer eins. Alle liebten ihn: die Jury, die  Zuschauer und auch die Presse. Es sah fast so aus, als sollte die Geschichte für  den begabten und beliebten jungen Mann gut ausgehen.

Aber dann machte er einen großen Fehler, der sein ganzes weiteres Leben verändern sollte.  Er vertrug sich nicht mehr mit den anderen aus seiner Gruppe, die auch alle den ersten Platz haben wollten,  und zog aus dem gemeinsamen Loft aus. Angeblich war er bei seiner Tante, aber man konnte ihm nachweisen, dass das nicht stimmte. Auch war nicht wirklich klar, ob er noch einmal zur Show zurück kommen würde, denn er meldete sich einfach nicht mehr und nahm auch nicht an den Proben teil. Dunkle Wolken legten sich über sein Haupt. Wolken, die er selbst herbeigerufen hatte.

Jetzt wurde die Presse, die ihn vorher monatelang hoch gelobt hatte,  böse. Man wollte herausfinden, was wirklich geschehen war und man deckte auf, dass der junge Mann gelogen hatte. Seine Tante war nur ein Vorwand, das Haus zu verlassen. Er hatte einfach keine Lust mehr, glaubten sie, er wolle lieber Party machen.

Aber der spontane junge Mann entschloss sich, kurz  vor Beginn der Sendung doch noch, vorbei zu kommen. Erstaunt konnten nun alle sehen, dass er sich auf seinen Arm ganz groß seinen Namen eingravieren ließ. Das verwunderte Viele, denn normalerweise graviert man sich nicht seinen Namen, sondern eher den Namen eines geliebten Menschen auf den Arm. Die Menschen waren irritiert.

Sollte das etwas heißen, dass er nur sich selbst liebte?

Die Presse jedenfalls liebte ihn nicht mehr. Er war nicht mehr ihr Favorit. Von nun an beobachteten sie ihn und überprüften alles, was er je gesagt hatte, auf seinen Wahrheitsgehalt.  Sie fanden heraus, dass er  über 30 Straftaten begangen hatte und veröffentlichten die Liste, so dass alle Menschen es lesen konnte. Auch bekam er kurz vor dem Finale noch eine anonyme Anzeige, weil jemand ihn mit Drogen gesehen haben will.

Das nahm die Presse zum Anlass, ganz Deutschland aufzurufen, ihn nicht mehr zu ihrem Liebling zu wählen, sondern den anderen, der auch noch dabei  war. Und so kam es dann auch.

Volker Neumüller (li.) und Menowin Fröhlich (c) RTL / Stefan Gregorowius

Am 17. April 2010 verlor der „Superstar der Herzen“, wie man ihn später nannte, und wurde nur Zweiter.

Er sah sehr wütend und verzweifelt aus, als er das hörte, aber er schwor am gleichen Tag noch und sagte sinngemäß:

Ich werde meinen Nummer 1 Hit bekommen!“ Und: „Ich werde mich ändern, um meinen großen Traum, mit meiner Musik Geld zu verdienen, wahr werden zu lassen.“

Das Glück war auf seiner Seite, denn zwei Tage später bereits durfte er  einen Vertrag unterschreiben, mit dem er in drei Monaten um die 200.000 Euro verdienen würde. Es sah alles so gut aus. Der Vertrag sollte verlängert werden. Aber der junge Mann wollte nicht. Es war ihm offenbar zu viel, täglich in einer anderen Stadt auf der Bühne zu stehen und zu performen. Er kam ständig zu spät und manchmal trat er auch gar nicht mehr auf.

Viele seiner Fans wurden daraufhin traurig und sie kehrten ihm den Rücken. Kamen am Anfang noch Tausende zu seinen Auftritten und waren begeistert, so waren es am Ende nur noch ein paar Hundert.

Und dann kam es noch zu einer folgenschweren Auseinandersetzung mit den Menschen, die ihm bislang zu Auftritten verholfen hatten. Sie hatten ihm viele weitere gut bezahlte Auftritte besorgt, aber es ging nicht mehr. Sie erkannten, dass der junge Mann zu unberechenbar war, um mit ihm weiter arbeiten zu können.

In seiner großen Selbstüberschätzung merkte dieser nicht, dass ihn auf jetzt wieder viele Fans verließen. Aufgrund seiner zahlreichen Eskapaden gab es auch fast nur noch negative Presse.  Aber das ignorierte er und änderte sich nicht, obwohl er es versprochen hatte.

Er wollte doch nur noch für seine Musik leben! Alles dafür tun, damit sein Traum wahr wurde! Aber das tat er nicht.

Denn bald gab es keine Musik mehr von ihm, außer ein paar Downloads von Songs, die er zwischendurch einsang. Aber diese Lieder gefielen nicht sehr vielen Menschen.

Dieter Bohlen und Menowin Fröhlich (c) RTL / Stefan Gregorowius

Dabei hätte er die Chance gehabt, sogar einen Nummer eins Sommer-Hit zu landen, denn es gab jemanden in der Jury, der es ihm anbot. Leider war er zu stolz, das Angebot dieses Menschen anzunehmen.. Es hätte seine erste Single werden können. Er lehnte aber ab, sie mit dem Gewinner der Staffel zu singen. Er verstand sich überhaupt mit keinem seiner früheren Kameraden mehr, kapselte sich immer weiter ab und vertraute nur noch seiner nächsten Umgebung, seiner Familie.

Aber das waren keine Menschen, die ihm im Musikbusiness weiter helfen konnten. Es waren keine Profils. Und so kam es, wie es kommen musste. Es gab keinen einzigen Auftritt mehr.

Inzwischen sitzt der junge Mann wieder im Gefängnis, denn er dachte, es wäre doch nicht so schlimm, ein paar Termine bei Gericht und seiner Bewährungshelferin nicht wahrzunehmen. Aber es war schlimm. Genug, um seine Bewährung zu widerrufen, zumal er inzwischen  noch ein paar Anzeigen bekommen hatte.

Der junge Mann konnte nicht wirklich seine „alte Haut“ abstreifen und ein neues Leben beginnen.

Die Presse hat alle seine Eskapaden dokumentiert, und trotzdem sagt er, sagen seine Fans: es sind die anderen schuld, dass er in diesem Leben nicht weiter kommt, dass er seine Nummer 1 noch nicht hat. Sie legen ihm ständig Stolpersteine in den Weg. Sogar von großen Felsbrocken war die Rede.

Sein Management bemühte sich redlich, diesen Eindruck aufrecht zu erhalten. Aber wieder haben viele Fans das nicht geglaubt, und sind gegangen, denn sie wollten die Wahrheit hören und keine schönen Reden.

Inzwischen gibt es einen Song von ihm und die Fans, die noch übrig sind, kaufen so viele Kopien, wie sie nur können.  Aber es hilft ihm nicht wirklich weiter.  Und wieder redet das Management alles schön. Denn sie behaupten, dass der Song es unter die ersten 10 der Media Control geschafft hat.

Aber das stimmt nicht. Die offiziellen Zahlen für Menowin Fröhlich, unseren Protagonisten,  sehen nicht gut aus: Platz 21 meldet Popcorn heute. Mehr nicht.

Menowin ist der junge Mann, der bisher die meisten Chancen hatte, die je ein Castingshow-Teilnehmer geboten bekommen hat. Leider hat er nichts daraus gemacht. „Er ist ein Macher“, sagte sein Cousin Sido unlängst. Und das bedeutet, dass er nicht das Opfer irgendwelcher Umstände ist.

Er hat entschieden, er hat zugelassen, er hat die Verantwortung für sein Leben. Die Steine, alle miteinander, hat er sich selbst in den Weg gelegt.