Wenn man den „DSDS“-Zweiten von 2008 fragen würde, was ihn heute von dem Fady Maalouf unterscheidet, der sich vor zweieinhalb Jahren als „Schnulzengott“ ins Finale der Casting-Sendung sang, würde er wahrscheinlich drei Dinge nennen: a) dass er immer noch da ist und Musik macht, b) dass er eine kleine, aber loyale und ziemlich sturmerprobte Fanbase hat, die ihn von Konzert zu Konzert begleitet und / oder jedes seiner privaten Statements bei facebook ausgiebig kommentiert. Und dann würde er wohl c) die gute Beziehung zu seinen Bandmusikern nennen, die dem Newcomer aus dem Libanon Türen aufgestossen haben, die er jetzt vor lauter Begeisterung am liebsten alle gleichzeitig einrennen würde. Auch wenn er selber immer wieder betont, er wolle seine Karriere „Schritt für Schritt“ angehen. Und auch wenn Dieter Bohlen vor rund einem Jahr gemeint hat, es fehle dem umtriebigen Multitalent an einer klaren Linie, an sowas wie einem musikalischen Konzept.
Manchmal ist eben das Sich-nicht-festlegen-Lassen ein Konzept. Und wenn Vielseitigkeit auf ausgewiesene Multitalente trifft, die sich ihrerseits nur ungern in stilistische Schubladen stecken lassen – warum soll man sich da auf die sicheren Rezepte verlassen? Und so kommt es, dass Fady Maalouf zur Zeit mit einem erstklassigen Jazzquartett auf Tournee geht – zur Freude, aber auch ein kleines bisschen zum Kummer seiner Fans.
Die sich fragen, ob die neuerwachte Liebe des Sängers zu smoothen Jazzklängen nun plötzlich zur Hauptsache werden soll und die Pop- und Balladenschiene aufs Abstellgleis gerät. Vermutlich würde er abwinken und zur Antwort ein augenzwinkerndes Weder – Noch in den Raum stellen. Mal sehen …
Das erste Jazzkonzert fand am 1. Oktober unter dem Titel „Voice&Soul“ im Grünen Salon an der Volksbühne Berlin statt – um 22.30 Uhr abends und vor ausverkauftem Haus. Und tatsächlich: Da ging es nicht einfach um ein paar „verjazzte“ Evergreens und 2-3 eigene Songs, die leicht umarrangiert wurden. Die Combo (Ralph Gräßler, Ric Engelhardt, René Decker und Marcin Lonak) schöpfte aus dem Vollen und jammte, was das Zeug hielt. Die schnelleren Songs aus dem aktuellen Album wurden kräftig gegen den Strich gebürstet und kamen plötzlich swingend („Fire„) bis experimentell („Some Music„) daher.
George Gershwins „Summertime“ – aus dem Stammrepertoire des Sängers – war kaum noch wiederzuerkennen. Vor allem aber kamen Hits aus den 80er und 90er Jahren wie etwa „No no no“ oder „The Beat Goes On“ in völlig neuem Licht daher und in Arrangements, die an die 30er oder 40er Jahre erinnerten. Dazu kamen soulige Evergreens wie „Get Here“ und „Need Somebody“ und zwei sehr schöne, jazzige Versionen von Fadys eigenen Songs „Blessed„ und „Perfect„.
Soweit das – sehr gelungene – Experiment „Fady Goes Jazz„. Was als Frage offen bleiben mag, ist … wie immer … die Frage des Zielpublikum. Wer sich Casting-Sendungen regelmässiger ansieht und sich an den Sänger aus dem Libanon erinnert, ist nicht unbedingt ein Liebhaber schräger Harmonien und freier Improvisationen. Und auf der anderen Seite gucken sich Jazzkenner kaum DSDS an.
Was aber kein Nachteil sein muss – bei genauer Betrachtung. Weil es ja bei einer so eigenwilligen Stilrichtung wie Jazz vor allem darauf ankommt, was einer mitbringt im Gepäck.
Und nicht darauf, woher er kommt. Oder welchen Stempel er trägt.
Die nächsten „Voice&Soul„-Konzerte finden am 9. Oktober in Hamburg statt (Stageclub). Und am 27. November in Köln (Altes Pfandhaus).
(ugb)
Videos vom Voice & Soul Konzert Berlin:
Vielleicht hat er seinen Weg jetzt gefunden?
Ich wünsche ihm trotz allem was war, alles Gute dafür.
Es war ein fantastisches Konzert! Unbeschreiblich intensiv, Fady’s Stimme war nie schöner, bin sehr beeinndruckt! Allerdings, finde ich, dass Fady nicht diesen eher engen Weg von Jazz auf Dauer gehen soll, er ist viel zu wertvoll und seine Stimme ist viel zu Weltklasse. Aber der „Experiment“ ist mehr als gelungen!
Mehr eigene Songs.. gerne Jazz.. die Stimme dazu hat er.
Es ist falsch zu glauben, man hätte hier keinen durchschlagenden Eerfolg.
Die Szene ist groß genug. intensiv genug, eine Königsdisziplin, die nicht jeder so bedienen kann. Fady kann!!
War zwar nicht persönlich an Fady´s Premierekonzert „Voice and Soul“ dabei, aber die ganzen Videos, die ich gesehen habe, gaben mir einen ganz tollen Einblick. Fady hat alle seine Songs genial performed und die Band hat das ganze super unterstrichen. Fady ist eben ein Multitalent, der nicht nur Pop und Balladen drauf hat, sondern auch voll und ganz bewiesen hat, dass Jazz eben auch total gut zu ihm passt.
Ja, die Voice and Soul Konzerte waren wirklich genial. Fady und die Band sind eine Einheit geworden. Schade nur, daß Fady´s Management die Band nicht mehr haben will. Ein jammer