Gestern ist gestern und war schön. Schöne Stimmen, schöne Jury und schön schrille Typen am Rande.
Samstag, den 21. August wird der Blick des Zuschauers wohl auch mal ins Detail gehen und wir werden sehen, was „X Factor“ wirklich kann. Also auf zur zweiten Runde.

Alles begann mit der Lösung des Rätsels um Sarah Connors Tränen:
Wie erklärt eine Jurorin der Kandidatin, dass sie nicht so gut ist, wie sie denkt? Sie reißt sich zusammenm und sagt die Wahrheit. Ohne Schmähungen und Beleidigungen erklärte sie Joana Perestrelo-Lamela dann aber doch „Ja, du bist weiter.“ Vielleicht ist im Bootcamp Endstation, aber erst einmal bricht Erleichterung bei Kandidatin und Jury aus. Zeichnet das eine bessere Jury aus? Herz und Sachverstand in richtiger Mischung? Jedenfalls feiert das Publikum diese Jury wie Stars – ob gefaked oder spontan kann man natürlich nicht sagen.
Joel (33), Armin (33) und Erkan (31) aus Köln gaben als „La Famille“ „Crazy“ von Gnarls Barkley mit dem Flair einer Karaoke-Bar. Ohne Playback wäre es glatt voll in die Hose gegangen, aber die Jury war leider anderer Meinung und wir müssen sie noch im Bootcamp ertragen.
Eigentlich schade, wir hätten sie gern als ausgeschieden im „X Factor-Forum“ begrüßt. Toby, Mark und Jenny als „Two-and-one-Girl“ klärten über die Schwipp-Schwägerschaften in ihrem Innenverhältnis auf und versuchten sich dann mit „Monsta“ von Culcha Candela. Die Vorstellung hätte besser in die Aula eines Gymnasium gepasst und mit „Love Is Gone“ von David Guetta folgte tatsächlich noch Garagenmusik – zweiter Teil.
George Glueck beschied den Kandidaten dann auch die zweifelhafte Fähigkeit, zu dritt achtstimmig zu singen, ohne einen Ton zu treffen. Das Nein der Jury war abzusehen und hat niemanden mehr überrascht.
Marlon Bertzbach (17), Schüler aus Fischerhude, einem verschlafenen Dorf auf dem Lande, zeigte da schon wesentlich mehr Starpotential. Von guten Freundinnen zu X Factor gebracht, traf er mit Gitarre und eigener „Wonderwall“ Version von Oasis mitten ins Herz von Jury und Publikum. Die Begeisterung war in allen Gesichtern zu lesen und das Ja eigentlich nur noch Formsache. „Du bist das, was ich suche…“ so Till Brönner.
Jochen Schropp fühlte sich übrigens Backstage auch sichtlich wohl. Gage für Spaß ist doch auch mal was, oder? Wenn er später so munter moderiert, wie er mit den Kandidaten flachste, steht uns Gutes ins Haus.
A propos Gutes, Enrico „Iko“ (17), aus Düsseldorf träumt den Traum von „ganz nach oben“. Sein eigener Nichtraucher-Rap „Schmeiß die Kippe weg“ war zwar nicht mein Geschmack, dafür bin ich dann wohl zu alt, aber er machte eine gute Figur, die Jury war sichtlich angetan und belohnte seinen Auftritt dann zu recht mit dem Bootcamp.
Edita (25), aus Köln bedauerte, dass sie in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen musste, beweinte etwas den Tod ihres Vaters vor 17 Jahren und musste sich gegen die Mutter mit dem Wunsch, als Sängerin Fuß zu fassen, erst durchsetzen. Allerdings war mit der Performance des Erfolgssongs „Tell me ‚bout it“ von Joss Stone die traurige Stimmung schnell verflogen und Editas Soulmix Feeling brachte die Jury ins Schwärmen.
Ein wirklich gelungener Auftritt und ein sicheres Ja! Gut abgeliefert und die Vorfreude auf das Bootcamp wächst auch in mir. Gewinnt sie den Plattenvertrag von Sony-Music?
Andy, Steffi und Lina, sind der Kelly Family zwar zahlenmäßig unterlegen, versuchten aber immerhin als „Sputnix“ die Jury mit Helene Fischers „Ich will immer wieder“ zu beeindrucken. Volksfestcharakter machte sich breit, das Publikum klatschte mit wie bei Karl Moik, aber die Hürde war zu hoch. Skurrilität allein macht keine Stars, also traten sie die Heimreise an.

Genau so, wie die dann eingeblendeten ziemlich verrückten Kandidaten, die den Sprung in die Aufzeichnungskonserve nicht geschafft haben. Hierbei fragte sich, ob der Gruselfaktor vielleicht ihr X Factor war oder ist. Frauen, die etwas mehr auf die Waage bringen, haben meist auch etwas mehr Stimmvolumen. Also performten „Big Soul“, vier junge Damen aus Hamburg, „Shackles (praise you)“ von Mary Mary so gut, dass sie der Jury zeigten, was groven ist und ihr Vortrag holte sich damit das Ja.
Nach der der dritten Werbepause erschien Mati Gavriel (24), aus Berlin. Er steht auf Edward mit den Scherenhänden und trat ganz in schwarz und mit Zylinder auf. Sein „I Remember“ von Damian Rice war dann allerdings ganz das Gegenteil zu seinen Vorlieben. Sehr gefühlvoll und „künstlerisch wertvoll“ brachte er alle zum Träumen.
Kein Wunder also, dass die Jury „gefangen“ und „fast sprachlos“ ein ja für das Bootcamp gab. George Glueck glaubte sogar „das könnte etwas sein.“
Fabrizio Fiore (28), aus Bern träumt von der perfekten Frau und gab „For Your Love“ von Stevie Wonder mit Inbrunst im Stil „klassische Arie“, wurde allerdings mit „Nix Factor“ nach Hause geschickt. Seine Frage, was denn nicht gut gewesen sei, erübrigte sich damit und sorgte nur noch für das Pausen-Amüsement der Jury.
Caprice Edwards (17), aus Rendsburg wurde gemobbt und um ihr Schulbrot betrogen, sang eine Acousting-Version von Lady Gagas „Pokerface“ aber so unter die Haut gehend, das war dann schon ein Ja der Jury wert. Till Brönner gefiel es jedenfalls mit geschlossenen Augen.
Die letze Runde nach der „Pinkelpause“ läutete dann mit der weiblichen Rocky Horror Picture Show Silvana Hirtz (47), aus Österreich ein. Sie hält sich für „außergewöhnlich“ und ihr „Wuthering Hights“ von Kate Bush konnte einem schon das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sogar Jochen Schropp stellte hinter der Bühne den Lautsprecher ab. Ohne Worte!
Danach war Entspannung sehr nötig um die Atemnot Till Brönners zu beheben. Genau dafür haben er und wir alle nun Zeit bis zum Dienstag, wenn VOX die nächste Ausstrahlung von X Factor zeigt. Insgesamt eine gute und entspannte Show, ohne Härten und eher schmusig, als aufregend. Aber das wird sich bis zu den Liveshows sicher noch ändern.
Bis dahin informiert euch doch schon mal über Hintergründe und persönliches zu den Kandidaten auf „X Factor-Forum“
Wir freuen uns auf euch. (b/h)