„Du bist so’n richtiges kleines Bühnenschweinchen!“ Mit dieser Aussage von Till Brönner endete der Aufmacher der dritten „X Factor“ Show am gestrigen Dienstag, dem 24. August.
Zum ersten mal übertragen von VOX, erwartete ich eigentlich eine hammer Sendung. Wir sind immer noch bei den Castings und wenn wir dachten, wir würden mindestens so gute Kandidaten sehen, wie in den ersten beiden Sendungen, dann fühlte ich persönlich mich etwas gelangweilt und enttäuscht. Aber mal von Anfang an:
Eigentlich will er Lehrer werden: Alex Knappe (25), Sport- und Geographiestudent aus Berlin, verdient sich nebenbei Geld als DJ und hat schon Robbie Williams vorgesungen. Er versuchte mit „Halt Mich“ von Herbert Grönemeyer ins Bootcamp zu kommen. In schlichter, grauer Strickjacke und Jeans verzauberte er laut Angabe von George Glueck die Damenwelt und kassierte dann auch von der Jury dreimal Ja. Kein schlechter Auftakt, auch wenn es nicht so mein Fall war, aber das ist ja nicht entscheidend. Jury und Publikum gaben jedenfalls Standing Ovations.
Genauso wenig mein Fall waren die sehr romantisch veranlagten Natalie Ott (21) und Alex (21), aus Wallstein. Sie wäre wohl sicher gern auch bei mehr als dem Gesang mit Alex zusammen, wenn der bloß keine Freundin hätte. Der Song „We’ve Got Tonight“ von Ronan Keating feat. Jeanette Biedermann war dann wohl allerdings nichts für die bisher eigentlich verwöhnten Ohren der Jury und Sarah Connor meinte hinsichtlich der heimlichen Liebe :
„Ich mag die gar nicht rausschmeißen, dann haben die gar keinen Grund mehr, zusammen zu üben.“
Meiner Meinung nach fehlte für das Bootcamp noch eine Menge und zu meiner Erleichterung schloß die Jury sich mir an. Aber den beiden fällt bestimmt noch etwas anderes ein, um zusammen zu sein.
Und dann kam Ron Jerome (23), aus Mannheim. Nach einer läuternden Haftstrafe seit eineinhalb Jahren wieder frei und voll motiviert, unterrichtet er inzwischen Musik, Tanz und Hiphop an einer Schule in Mannheim. Mit viel Vorschusslorbeeren bedacht sang er den von ihm selbst für seine Freundin Jenny geschriebenen Song „Dieses Gefühl“. Das Publikum war sehr begeistert und George Glueck konnte sich vorstellen, dass „aus ihm was werden könnte“. Drei mal Ja für Ron und er freute sich auf’s Bootcamp. Der Titel an sich gefiel mir nicht so sehr, aber die Stimme überzeugte dann doch.
Lara Pilger (16), Realschülerin aus Weißenhorn bezeichnet sich selbst als Außenseiterin und hat in ihrer Familie den größten Rückhalt für ihre Musik. Bereits mit vier Jahren sang und tanzte sie schon in Videoclips und ihr größter Traum ist es, „X Factor“ zu gewinnen. Ihr Reservetraum ist das Abitur und ihr Vorbild die viel zu früh verstorbene Lady Diana, weil diese „einfach perfekt“ war. Amy Winehouse‚ „Valerie“ trug sie dann auf ziemlich amüsante Art vor, nur leider für mein Dafürhalten nicht ausreichend fürs Bootcamp und zum Glück sah zumindest ein Teil der Jury das ganz genau so.
„Vielleicht solltest du weiter zur Schule gehen und Gesangsunterricht nehmen“, so George Glueck.
Mit dem Anschub der restlichen Jurymitglieder und viel Glück reichte es dann doch noch, aber ich denke, es wird schwer werden für sie.
Weiter gings nach der Pause mit Marc (28) und Roman (26) aus Berlin. Zusammen sind sie „Urbanize“ und sie haben im Kosovo schon Erfahrungen als „Fronttruppe“ gesammelt. Sie schreiben nach eigener Aussage „die Menschen bewegende Texte“ und treten gegen Gewalt ein. Trotz der Erfahrungen waren sie kurz vor dem Auftritt ziemlich aufgeregt und dem entsprechend absolvierten sie ihn mit „Anders“, einem von ihnen selbst komponierten Hiphop-Mix. Sarah Connor schien ihn etwas skeptisch aufgenommen zu haben, aber trotzdem gab es dreimal Ja, weil Till Brönner die beiden „tierisch“ fand und ihm die Message gefiel.
Nach einem Einspieler über das Bootcamp in Berlin und die folgenden Juryhäuser in Barcelona, Berlin und Rom folgte Dirk Meierwert (29), aus Berlin. Auf zweifelhaften Rat seines Bruders hin versuchte er sich im misslungenen Falsett mit „Bleeding Love“ von der Siegerin des englischen X Factor 2006, Leona Lewis. Und wenn sie es gehört hätte, würde sie wahrscheinlich nie wieder nach Deutschland kommen. Sarah Connor riet Dirk dann auch, zu malen, oder zu basteln, wenn er sich schon kreativ betätigen wolle. Ergebnis dreimal Nein – zu recht!
Wenn Sarah nicht zwischendurch den harten Kern ihres Fanclubs getroffen hätte, würde sie wohl trotz der Geschenke, wie Ohropax, Traubenzucker und aufputschende Getränken an ihrer Entscheidung zur Jurorin nach diesem Auftritt gezweifelt haben.
Mariessa (20), Annika (18) und Daniela (25), zusammen sind sie „Karma“. Erst ein paar Wochen singen sie zusammen als Gruppe, obwohl sie schon länger gemeinsam in einem Gospelchor musizieren. Aber sie singen nicht nur zusammen, sie sind auch beste Freundinnen. Die ausgiebigen Vorbereitungen für X Factor fanden in der Kirche und im heimischen Garten statt, trotzdem trafen sie es mit „Single Ladies“ von Beyoncé noch nicht so ganz, weil sie die Latte wohl zu hoch gelegt hatten. Sie mussten Lionel Ritchies „Sail On“ a capella nachlegen, um die Jury dann doch noch zu überzeugen und es gab ein einstimmiges Urteil für das Bootcamp.
Auch Laila, Mohini, und Jamuna, alle 18 Jahre alt, singen im Gospelchor und sie nennen sich „Drop Dead Dinky-Di“. Das soll australisch sein, ich hab’s trotzdem nicht verstanden. Trotz der ihrer Meinung nach so starken Konkurrenz vor ihnen waren sie der Ansicht, eine gute Chance zu haben, um weiter zu kommen. Sie versuchten „Emotions“ von Destiny’s Child und mir persönlich taten ein wenig die Ohren weh, wobei meine Gedanken in Richtung Katzen in der Nacht abschweiften. George Glueck schwang sich genervt zu einem „weniger ist manchmal mehr“ auf und Till Brönner sinnierte über „drei wahnsinnig gut gemachte Käthe Kruse Puppen“. Nicht überzeugt vom Gesang zu dritt, sagte er dann trotzdem Ja. Sarah Connor gab auch ihr Ja und zog damit George Glueck mit. Hoffentlich weiß derjenige, der die entsprechende Gruppe bekommt, was er/sie sich damit antut.
Mentalisten, Hellseherinnen und sonstige Skurrilitäten, die die Jury manchmal an das Zirkusfestival in Monte Carlo erinnerten, sorgten in der Pause für zweifelhafte Unterhaltung und George Glueck sprach sogar von „Akte X“ und über den Verzicht, sich Außerirdische anzusehen zu müssen. Wäre da nicht dann der nächste Auftritt gewesen.
Diesen absovierte der wohl älteste Teilnehmer, Signore Quintino Cruciano (74), aus Salzgitter und bewies damit, dass mit dem besagten Alter, so wie bei einem guten Wein, die Qualität immer besser werden kann. Seine damalige Frau verstarb vor 40 Jahren und das war derzeit das Ende seines Gesangs. Irgendwann doch wieder dem Singen zugetan, entschloss er sich für die Teilnahme bei „X Factor“ und trug „O Sole Mio“ mit sehr aus- und eindrucksvoller Stimme vor. Die stehenden Ovationen der Jury sagten alles und er wurde selbstverständlich ins Bootcamp geschickt.
Nicht so bei Frank „Franky“ Jahn (29), aus dem Allgäu, jetzt Berlin. Er spielt auf Hochzeiten und möchte mit X Factor, wenn schon nicht gewinnen, so doch ein größeres Publikum erreichen. Sein
„New York City Boy“ von den Petshop Boys war für meinen Geschmack ein Fehlgriff und „YMCA“ hätte besser gepasst. Die Krönung des „Auftritts“ war die Entblößung seiner schmalen Brust – sehr zum Entsetzen von Sarah Connor – bei der George Glueck die Spucke weg blieb. Aufgrund fehlenden Sangesvermögens war’s das dann aber auch. Aus die Maus und nach Haus’… zu recht.
Besser machte es da Klaudia Wozniak (16), aus Köln. Sie arbeitet in einem Golfclub im Service und braucht zu ihrem Glück keine Bestätigung von Männern. Ihr Gitarrenlehrer erfüllt ihr ihre musikalischen Wünsche zur Genüge und das reicht ihr vorerst. Auch nackt auf einem Cover abgelichtet, so versicherte sie, würde sie trotz ihrer „Eier“ auf keinen Fall zu sehen sein. Sie performte dann „Almost Lover“ von A Fine Frenzi und sowohl die Jury, als auch das Publikum und ich waren begeistert. Angeblich erst seit drei Monaten des Gitarrespielens kundig, überzeugte sie, obwohl sie hochgradig nervös war und kam damit sicher ins Bootcamp. Glückwunsch!
Wolfgang (53), aus Bad Soden ist ein positiver Mensch und sein Hobby ist, wie sollte es anders sein, der Gospelgesang. Mit Frau und fünf Kindern glücklich, ist sein größter Traum, einmal vor einem Millionenpublikum zu singen. Nach aufgeschlossener Begrüßung performte „Reverend Wolfgang“ von Nick Cave „Oh Happy Day“ und Sarah Connor gab sich sprachlos und voller Bewunderung. Frohe Stimmung und Begeisterung machte sich breit und George Glueck meinte bei seinem Ja: „Menschen wie du machen unsere Welt zu einem besseren Ort.“ Auf ging es ins Bootcamp.
Zu guter letzt präsentierten sich die „Youngstars“, bestehend aus Erdal (21), Burak (24) und Halid (25), aus Ingolstadt. Mit „All I Have To Give“ von den Backstreet Boys klappte es dann trotz Live-Unterricht durch Sarah Connor nicht ganz, alle Ja-Stimmen zu bekommen. Sie sahen aus wie die Chipmunks und irgendwie sangen sie auch so. George Glueck und Till Brönner stimmten mit Nein und das war das Aus. Sarah bot ihnen allerdings dann an, in Köln beim nächsten Casting nochmal ihr Glück zu versuchen, weil sie in ihnen einiges an Potential sah. Hoffentlich haben sie ihren Zug verpasst.
Alles in allem empfand ich die Show, von Ausnahmen abgesehen, als künstlerisch sehr durchwachsen. Meine vielversprechendsten Kandidaten der Sendung waren ganz klar Klaudia Wozniak und Ron Jerome, auch wenn sie meinen nicht so guten Eindruck von der Sendung nicht ganz wegsingen konnten. Die Vorschau ließ jedoch auf mehr Qualität in der nächsten und zugleich auch letzten Castingshow am kommenden Dienstag hoffen und deshalb bleiben sowohl ich, als wohl auch die meisten im passenden X Factor-Forum Fans der Sendung und ihrer Mitwirkenden. Wir sehen uns bestimmt hier wieder. (b/h)
Wie hat es euch gefallen? Wart ihr zufrieden mit der Show?
Wird die Qualität in der nächsten Woche besser, oder was denkt ihr?
Schreibt uns doch eure Meinung in einem Kommentar.
Dirk Meierwert und Franky waren doch mal richtig süss. Da konnte man lachen. Es gibt eben immer noch Leute die sich grenzenlos überschätzen.
Aber der Wolfgang mit „Oh Happy Day“ hat wirklich die Sendung aufgewertet.
Dafür kommt am nächsten Dienstag die Katastrophe. So war es jedenfalls in der Vorschau zu sehen.
Aber schlecht war sie Sendung nicht. Sie war sehr unterhaltsam und es zum Glück war für meine Lieblinge keine wirkliche Gefahl dabei.
Wie hat es euch gefallen? Wart ihr zufrieden mit der Show?
Ich hatte einen extrem langen Frusttag an der Arbeit und hab mir zum ersten Mal eine Casting-Sendung komplett angesehn.
Obwohl ich Sarah immer mit gemischtem Gefühlen betrachtet habe (Stimme 1A, Auftreten in der Öffentlichkeit AUAH), war ich doch überrascht, wie oft sie Hilfestellung bei den Teilnehmern geleistet hat, finde ich richtig gut.
Die drei bunten Mädels (Karma?) hätte ich warscheinlich noch nicht mal singen lassen sondern sofort nach Hause geschickt so aufgebrezelt wie die da aufgetreten sind…boah…dann haben die als Trio auch noch schief gesungen aber die Jury hat ganz klar das Gesangspotential der einzelnen Mädels erkannt und ihnen eindringlich geraten im Boot-Camp Hilfestellung anzunehmen (Klamotten, Auftritt, Zusammenspiel etc. denk ich mal). So eine Entscheidung finde ich mutig aber auch gut. Was mir am Besten gefällt sind die vielfältigen Musikrichtungen. ok die ganz großen Stimmen waren diesmal nicht dabei..aber die Sendung ist defenitiv angenehm anzusehen.
Wird die Qualität in der nächsten Woche besser, oder was denkt ihr?
Keine Ahnung ob nächste Woche bessere Kanditaten dabei sind. Ich bin gespannt was die Jury im sogenannten Boot-Camp und aus den Kanditaten noch rauskitzeln können.
Frank kommt nicht aus Berlin, sondern Köln…. Wenn ihr schon einen Artikel schreibt, dann bitte richtig!