Für die Show Unser Star für Baku führte Stefan Raab mit der Blitz-Tabelle ein neues Voting-System in die deutsche Casting-Landschaft ein. Dieses wurde nun von Dr. Katharina Zweig und Ágnes Horvát von der Universität Heidelberg untersucht.
Stefan Raab versprach sich von der Einführung der Blitztabelle in den Unterhaltungs-Sektor größere Dramaturgie und vor allem mehr Ehrlichkeit. Auch Jury-Präsident Thomas D hielt das System für revolutionär.
Die anfänglichen Proteste und Beschwerden bei den Medien-Wächtern verstummten schnell wieder und die Zuschauer nahmen das System an.
Von Beginn der Sendungen an schauten Frau Dr. Zweig und Frau Horvát also Unser Star für Baku aus wissenschaftlichen Gründen, wie sie sagen. Vor Beginn hätten sie damit gerechnet, dass die Abstände der Kandidaten größer würden und der beliebteste Sänger ganz weit vorne liegt.
Doch das Gegenteil geschah: schon in den ersten Sendungen lagen zwischen dem ersten und sechsten Rang maximal drei Prozentpunkte und im Finale waren es ja auch nur 1,4 Prozent Vorsprung, mit denen Roman Lob vor Ornella de Santis bei der deutschen Vorentscheidung für den ESC 2012 gelandet war.
Dr. Katharina Zweig und Ágnes Horvát vom Institut für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg entwickelten daraufhin das zeitlich-diskrete Agentenmodell (hier ein Link dazu).
Dies beruht darauf, dass die Fans der Teilnehmer, die gerade aus der Show zu fliegen drohen, vermehrt anrufen, sobald ihr Star auf dem letzten Platz liegt.
Liegt ein Talent in der Tabelle vorne, rufen die Fans nicht an: die Anrufe kosten schließlich Geld und wer eh schon vorne steht, braucht gerade keine Unterstützung, man sieht ja sofort, dass er oder sie zur Zeit sicher ist.
Durch dieses Verhalten der Zuschauer wurde die Tabelle in den ersten Shows alle zehn Sekunden von den Anrufern völlig durcheinandergewirbelt. Rechnerisch könnte es in vier von 25 Fällen passieren, dass gerade durch dieses System des Echtzeit-Votings der beste Sänger aus der Sendung fliegt und in 14 von 25 Fällen der sechstbeste mit in die nächste Runde kommt.
Dass dieses Echtzeit-Voting also zukünftig auch für Bundestagswahlen genutzt wird, wie Stefan Raab vor Unser Star für Baku prophezeite, ist wohl eher unwahrscheinlich.