Start X Factor X Factor – Casting seriös?

X Factor – Casting seriös?

Bricht der kleine Sender VOX etwa mit der deutschen Casting-Tradition? Schaffen es die Fernsehmacher tatsächlich, in die Schmuddelecke „Ich werde ein Superstar“ Licht zu bringen und sie auszukehren? Ein halbwegs seriöses Suchen nach dem ultimativen „gewissen Etwas“ wäre den deutschen Zuschauern zu gönnen.

Catingshows in Deutschland haben ja an sich schon seit langem den Ruf, nicht ganz ehrlich zu sein und nicht so ganz rücksichtsvoll, oder anders ausgedrückt, human mit den Kandidaten umzugehen. Da wird bloß gestellt, niedergemacht und angeschrien, was das Zeug hält. Da werden Kandidaten in wohlgeschnittenen Trailern dazu gebracht, sich gegenseitig zu mobben und live aufeinander loszugehen. Das hebt die Stimmung vor dem Bildschirm und bringt Quote. Dabei ist es den Sendern oder den Verantwortlichen Lizenznehmern egal, was aus den „Gewinnern“ nach dem Wettbewerb wird.

X Factor Jury: Till Brönner, Sarah Conner, George Glueck (r.) PW34, 24.08.10, 20:15 (c) Foto: VOX/Markus Hertrich/KH
X Factor Jury: Till Brönner, Sarah Conner, George Glueck (r.) PW34, 24.08.10, 20:15 (c) Foto: VOX/Markus Hertrich/KH

Deutsche Radiostationen senden fast keine Musik von Gewinnern oder nachplatzierten Teilnehmern der Shows gewisser Sender. Kein Wunder also, dass die Konzertsäle auch direkt nach Ende der jeweiligen Staffeln nur halb gefüllt sind, oder Tourneen durch Deutschland ganz oder teilweise abgesagt werden müssen.

Muss ein Dieter Bohlen von „DSDS“ seine Kritik auf dem Niveau eines Schleifers auf dem Kasernenhof von sich geben, weil die Programmverantwortlichen glauben, nur so sind Zuschauerzahlen zu erreichen? Oder wie sagte Detlef „D!“ Soost bei „Popstars“ so schön:

„Ich sage es einmal und auch zweimal, wenn die dann nicht hören, dann wird’s eben etwas lauter.“

Und dabei heißt es im Grundgesetz:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Gerade das haben die so genannten Vorsitzenden der allgewaltigen Jurys aber anscheinend in der Schule versäumt zu lernen. Sieht man vom Öffentlich Rechtlichen Fernsehen mal ab, müssen die Sender sich manchmal harte Worte, wie schmuddelig oder unter der Gürtellinie, anhören.

Schade eigentlich, denn scheinbar geht es auch anders. Es gibt nämlich jetzt immer Dienstags „X Factor“. Dort suchen sorgsam ausgewählte Jurymitglieder, wie Deutschlands Pop-Queen Sarah Connor, der bekannte Trompeter Till Brönner und last but not least, der erfolgreiche Musikproduzent George Glueck in drei Kategorien den oder die musikalisch herausragenden Künstler mit dem „gewissen Etwas“. Nichts anderes heißt, ins Deutsche übersetzt, der „X Factor“.

Bei den bereits in der letzten Woche bei RTL ausgestrahlten ersten beiden Sendungen rieb man sich teilweise die Augen und sperrte die Ohren ziemlich weit auf, denn was dort plötzlich geboten wurde, war eine neue Form von Castingshow. Eine ruhige und gut gelaunte Jury, die im Dienst der vortragenden Künstler zu stehen schien. Es gab kein unfreundliches Wort, nicht einmal dann, als gewisse Kandidaten die Jury ziemlich arrogant anmachten. Es gab keine vernichtenden Urteile, die von oben herab auf die Bühne geschleudert wurden und vor allem gab es offensichtlich keinen Regisseur, der Spaß daran hatte, sich am Versagen des Gros der Nichtmusikalischen zu ergötzen und dies auch noch Millionen Zuschauern im Abendprogramm auf den Flachbildschirm zu bringen.

Wenn es so weiter geht, kann man dem kleinen Privatsender VOX, der zwar an der Leine des großen Bruders RTL läuft, sich hier aber, wie es den Anschein hat, doch abzugrenzen weiß, nur Erfolg und viele Zuschauer wünschen. Immerhin läuft die Castingstaffel jeweils Dienstags um 20.15 Uhr noch bis 9. November. Damit sollte man doch etwas anfangen können, oder?
Auf jeden Fall denke ich, dass VOX die Konkurrenz von Popstars, die zeitgleich auch ungefähr bis November läuft, sicher hinter sich lassen könnte. Immerhin werden dort „nur“ Mädchen gesucht, um am Ende eine erfolglose Band zu kreieren, während bei „X Factor“ Sängerinnen und Sänger in zwei Altersklassen, sowie aus zwei oder mehr Personen bestehende Gruppen gecoacht und bis zum Sieg oder Ausscheiden betreut werden.

So frage ich mich doch zum Ende, was hat die beim Fernsehen bewogen, sich noch eine Castingshow anzutun? War es der Gedanke, auf das Erfolgsformat von ITV in England aufzuspringen, um noch mehr „Stars“ auf das Publikum loszulassen, oder Einschaltquoten zu toppen? Irgendwann gibt es nämlich keinen Nachwuchs mit entsprechenden Qualitäten mehr und der Zuschauer schaltet ab, statt ein.
Nein, ich denke, man hatte einfach den Gedanken, eine bessere Show zu bieten. Besser zu sein als die anderen. Dann steigt wohl, wenn man alles richtig macht, das künstlerische Niveau und die Quote kommt eigentlich auch von allein.

Das ist so wie mit dem Internet. Viele Informationen wiederholen sich und man wird manchmal müde, die zahlreichen Quellen, wie Foren, Info-Dienste oder Blogs zu besuchen, weil überall meist die gleichen Informationen zu finden sind. Und sehr oft ist die Qualität miserabel.

Manche von den Lesern wissen ja, dass wir hier als kleines Autorenteam unter dem Namen „Brina“ einige Artikel verfassen. Die Wahl fiel da nicht so ganz zufällig auf diese Plattform, sondern weil sie gut ist. Genau wie das X Factor Forum, das wir betreiben. Wenn ihr also über „X Factor“ gut informiert und unterhalten sein wollt, dann lest hier und besucht uns auch mal in unserem Forum. (b/h)

Glaubt ihr, dass „X Factor“ es schafft, besser zu sein, als die anderen Castingshows?

Werden die Sieger des Wettbewerbs anerkannt und haben damit dann Erfolg?

Was meint ihr? Sagt uns doch die Meinung in einem Kommentar.

7 Kommentare

  1. Gefällt mir sehr gut der Artikel.

    Habe am Samstag mal bei X-Factor reingeschaut und fand das Klima allgemein sehr gut. Ruhige Kommentare zu den Teilnehmern, Verbesserungsvorschläge wo man dran arbeiten kann, alles in allem sehr sehr angenehm.

  2. Soweit ich es gelesen habe, hat RTL schon länger die Lizenz für X-Faktor.
    Jetzt wurde jedoch zur Bedingung gemacht, eine gültige Lizenz nur zu vergeben bzw. Gültigkeit zu bestätigen, wenn die Sendung auch ausgestrahlt wird.
    Das mag RTL vielleicht bewogen haben, über VOX diese Sendung auszustrahlen und damit die erworbenen Lizenzen nicht zu verlieren.

    X-Faktor könnte sich deshalb erfolgreich von den anderen Castingshows abheben, weil eine Mehrheit vom niedermachenden, unfairen Einheitsbrei die Nase voll hat. Selbst Sensationsgier scheint hier allmählich an Grenzen gestoßen zu sein.
    Trash-Sänger, die eigens dafür gecastet werden, um beim Ballermann und auf Konsumevents auftreten zu müssen in einem teilweise echt blamablen vordiktierten und beHüteten Outfit, damit tut sich Deutschland nun wirklich keinen Gefallen, wenn man bedenkt, dass es anderswo viel besser geht.
    Selbst eine große Mainstreamanhängerschaft hat eines Tages mal die Überproduktion von Verdummung satt.
    Letzteres sollte auch dieser Blog sich mal hinter die Ohren schreiben!

  3. Soweit ich es gelesen habe, hat RTL schon länger die Lizenz für X-Faktor.
    Jetzt wurde jedoch zur Bedingung gemacht, eine gültige Lizenz nur zu vergeben bzw. Gültigkeit zu bestätigen, wenn die Sendung auch ausgestrahlt wird.
    Das mag RTL vielleicht bewogen haben, über VOX diese Sendung auszustrahlen und damit die erworbenen Lizenzen nicht zu verlieren.

    X-Faktor könnte sich deshalb erfolgreich von den anderen Castingshows abheben, weil eine Mehrheit vom niedermachenden, unfairen Einheitsbrei die Nase voll hat. Selbst Sensationsgier scheint hier allmählich an Grenzen gestoßen zu sein.
    Trash-Sänger, die eigens dafür gecastet werden, um beim Ballermann und auf Konsumevents auftreten zu müssen in einem teilweise echt blamablen vordiktierten und beHüteten Outfit, damit tut sich Deutschland nun wirklich keinen Gefallen, wenn man bedenkt, dass es anderswo viel besser geht.
    Selbst eine große Mainstreamanhängerschaft hat eines Tages mal die Überproduktion von Verdummung satt.
    Letzteres sollte auch dieser Blog sich mal hinter die Ohren schreiben!
    ….

  4. Abwechslungsreich, Ruhig, trotzdem für Leute die sich nur mal produzieren wollen eine klare Ansage, die nicht unbedingt dem/den Kanditaten gefällt aber manchmal in dieser Klarheit nötig ist.
    Das BESTE was ich bisher von der Sorte Sendungen so mitbekommen habe.

  5. Was heisst hier schaffen die es? Die haben es schon geschafft.
    Ganz bemerkenswert fand ich den Satz von George Glueck, als er sagte, er habe gelernt, dass es sich lohnt die Leute bis zum Schluss singen zu lassen.

    Auch die sinngemässe Aussage von Sarah Connor „Du bist der Nix-Factor“ war nicht halb so beleidigend wie es vielleicht andere Leute gesagt hätten.

    Die Sendung ist echt Klasse und ich beende meinen Kommentar mit George Gluek der sinngemäss sagte: Ich glaube dass es uns wirklich gelugen ist Leute zu finden, die anders sind. Zu beweisen, dass man sagen kann, dass Deutschland Talente hat.

    Das war seine Meinung über Big Soul. Meine dicken, fetten Favoriten. Das ist absolut nicht negativ gemeint. Das sind 4 Mädels die einfach genial sind — und das genau so, wie sie sind.

  6. Skandal beim britischen „X Factor“ Die Stimmen der Kandidaten wurden manipuliert
    … wird das auch in Deutschland gemacht?

    Dort wurde der Gesang der Kandidaten, die von der großen Gesangskarriere träumen, manipuliert.

    Mit Hilfe der Technik polierte man Stimmen auf oder machte sie auch schlechter. Die Macher der Show erklärten gegenüber der BBC, man habe eine sogenannte Autotune-Software eingesetzt. Der TV-Skandal kam ins Rollen, weil Zuschauer bemerkt hatten, dass man Teilnehmern mit technischen Tricks Vorteile verschaffte.

    Die Produzenten der Show finden das Stimmen-Tuning okay, schließlich wolle man den Zuschauern und Fans der Show „das bestmögliche Erlebnis anbieten“. Simon Cowell (50, Erfinder der Show und X-Factor-Jurymitglied) dagegen zeigte sich entsetzt, sprach sich dafür aus, sofort mit der technischen Bearbeitung der Stimmen aufzuhören.

    http://www.bild.de/BILD/unterhaltung/TV/2010/08/24/skandal-bei-der-britischen-x-factor-show/stimmen-der-kandidaten-wurden-manipuliert.html

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